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NONPROFIT MANAGEMENT UND INNOVATION

2.3

Werte und Management

NPO sind durch ihre Mission automatisch irgendwie wertorientiert. Doch wertorientiertes Management geschieht nicht von alleine, sondern ist für viele NPO trotzdem eine Herausforderung.

Der Werte- oder «Purpose»-Begriff erlebt gerade Hochkonjunktur. Gewinnorientierte Unternehmen investieren viel Energie, finanzielle Mittel und Kreativität darin, ihren Mitarbeitenden zu zeigen, inwiefern ihre Arbeit sinnhaft ist – etwas, wonach sich die meisten Menschen sehnen. Eine Einzigartigkeit von NPO ist, dass sie durch ihre Mission eine werteorientierte oder sogar wertegebundene Organisation sind. Diese starke Orientierung an Werten und Ideologien kann das Management einer Organisation erleichtern: NPO erleben nicht oft, dass ihre Mitarbeitenden und Freiwilligen unter Sinnesverlust ihrer Arbeit leiden. Erschwerend kann dafür sein, dass ideologische Einfärbungen gewisser Themen sachliche und fachliche Diskussionen und Prozesse behindern.


Unterschiedliche Anspruchsgruppen erwarten unterschiedliche Werte

Dadurch, dass NPO auf viele verschiedene Anspruchsgruppen Rücksicht nehmen müssen, müssen sie auch vielen Wertorientierungen gerecht werden. Um ihrer Mission gerecht zu werden und Integrität zu wahren, sollte auch das Management der Organisation wertebasiert sein. Diese Wertorientierung nach aussen und innen ist eine wichtige Basis für den Aufbau von vertrauensbasierten Beziehungen gegenüber Mitarbeitenden, Freiwilligen, Leistungsempfänger:innen, anderen Organisationen und Geldgeber:innen. Trotzdem befinden sich die NPO auch in einem Spannungsfeld zwischen diesen wertorientierten und ökonomischen Steuerungskriterien. Dieses macht Führung anspruchsvoll und erfordert eine spezifische Form und ggf. auch spezielle Instrumente des Managements. Simsa und Patak (2016) betonen, dass eine klare Trennung von Bereichen, die über Werte gesteuert werden, und solchen, die mehrheitlich ökonomisches Kalkül erfordern, in gewissen Organisationen durchaus Sinn macht. Für einige NPO wäre es hilfreich, ideologische Denkverbote und «Killerphrasen» öfters aussen vor zu lassen. Bei anderen NPO muss ein starkes Augenmerk darauf gelegt werden, dass die zentralen Werte nicht von ökonomischen Überlegungen «kolonialisiert» werden.


Werte in Management implementieren

Langer und Schröer (2011) nennen den Einbezug von diversen Stakeholdern (wesentlichen internen und externen Akteuren) in den Managementprozess als zentrales Element werteorientierter Führung. Da Managementaufgaben dadurch durchaus von mehreren Akteuren ausgeübt werden können, sollte die Aufgabenteilung konsequent einer funktionalen Orientierung folgen. Die oberste Führung ist dabei abhängig von Fachkräften, was besondere Anforderungen an den organisationalen Lernprozess stellt. Diese «bottom-up»-Orientierung ist eine Stärke von NPO, die man in der New-Work-Bewegung (Organisationsformen wie Soziokratie oder Holokratie) und nun immer mehr auch im klassischen Unternehmensbereich findet. Sie geschieht jedoch nicht von allein, sondern muss – wie auch andere typische NPO-Werte – gepflegt und geschützt werden.


Werte definieren

Eine weitere Führungsaufgabe im werteorientierten Management ist das Herbeiführen und Hervorheben übergeordneter Werte, gerade angesichts dieser unterschiedlichen Anspruchsgruppen innerhalb und ausserhalb einer NPO. Dazu gehört auch, diesen Werten konkrete Anwendungen und Zwecke zuzuordnen. Beispiele dafür wären:

  • Die aktive Förderung einer Kultur der Kooperation zwischen Organisationen, wenn ein zentraler Wert dieser NPO ist, dass man nur gemeinschaftlich globale Lösungen erarbeiten kann.
  • Die regelmässige Selbstevaluation innerhalb einer NPO, wenn man von sich als «learning organization» spricht.
  • Regelmässige Mitarbeitergespräche und eine gesunde Feedbackkultur, wenn eine NPO wirklich die Meinungen und Gedanken ihrer Mitarbeitenden hören will.
  • Eine persönliche Vision als Führungskraft pflegen und die eigene Arbeitsorganisation im Griff haben, wenn man das gleiche von seinen Mitarbeitenden erwarten möchte.



Literatur

Langer, A., & Schröer, A. (2011). Professionalisierung im Nonprofit Management. In Professionalisierung im Nonprofit Management (pp. 9-31). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Simsa, R., & Patak, M. (2016). Leadership in Non-Profit-Organisationen: Die Kunst der Führung ohne Profitdenken. Linde Verlag GmbH.

Autorin: Sophie Hersberger-Langloh

Lizenz

CEPS, Universität Basel