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NONPROFIT MANAGEMENT UND INNOVATION

2.9

Werte und Innovation

Werte sind Innovationstreiber! Werte helfen, Situationen und Zustände neu zu bewerten und zu neuen Lösungen zu kommen. Gerade in NPO sollten die eigenen Organisationswerte immer wieder zu Analysen herangezogen werden.

Wenn von Werten die Rede ist, fallen oft Begriffe wie Integrität, Treue oder Freundlichkeit. Diese scheinen auf den ersten Blick weit weg von der Realität des Innovationsmanagements zu sein, wo Schnelligkeit, Ausdauer oder Starrsinn gefragt sind. Tatsächlich liegen Werte und Innovation gar nicht so weit auseinander, wie mancher denken könnte.


Innovationen entstehen aus Erfahrung

Eine häufige Übung in Design-Thinking-Workshops ist die Störfaktor-Theorie. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, sich zu überlegen, was sie in ihrem Alltag oder generell stört. Für diesen Störfaktor sollen dann Lösungen – also Produkte, Dienstleistungen usw. – entwickelt werden. Genauso kann man letztlich auch mit Werten vorgehen: Überlegen Sie sich kurz, welchen Wert Sie in Ihrem Umfeld am meisten vermissen (oder am stärksten fördern wollen) und entwickeln Sie dazu dann die passende NPO!

Eine andere Methode des Innovationsmanagements ist der «Goldene Kreis» von Simon Sinek (der TED-Talk zum Anschauen, 18 Min.). Anstatt darüber zu reden, was man produziert, empfiehlt er, zuerst über das «Warum» nachzudenken. Damit ist der Zweck gemeint, auf den sich alle Handlungen zurückführen lassen. Diesen zu bestimmen, fällt NPO meistens leichter als Unternehmen! In einem weiteren Schritt folgt das «Wie» und dann erst das «Was». Mit «Wie» werden Vorgehensweisen und Strategien beschrieben, die aufzeigen, welche Wertschöpfung geschaffen wird. Mit «Was» schliesslich werden die eigentlichen Dienstleistungen und Produkte beschrieben.

Überlegen Sie einmal, warum es Ihre NPO gibt (nicht, was sie tut) und Sie werden schnell bei den zentralen Werten der NPO oder der Gründer landen. Heutzutage ist es meist nicht ausreichend, nur historische Wertvorstellungen der eigenen NPO zu verstehen. Auch die Analyse der Wertvorstellungen wichtiger Interessengruppen kann dabei helfen, Innovationen für die eigene Leistungserstellung zu entwickeln.

Werte können dabei folgende Funktionen bei der Entwicklung von Innovationen übernehmen:

  • Werte als Identitätsstifter: Mit Bezug auf einen bestimmten Wert lassen sich Netzwerke bauen und Unterstützer für eigene Initiativen gewinnen (z. B. die Initiative Transparente Zivilgesellschaft https://www.transparency.de, lanciert durch Transparency International Deutschland).
  • Werte als Wegweiser: Strategische Alternativen werden in Abhängigkeit zu festgelegten Werten priorisiert und umgesetzt (z. B. könnten strategische Alternativen nach dem Wert «Gerechtigkeit» priorisiert werden).
  • Werte als Ideengeber: Einsatz von bestehenden, sich verändernden oder neuen Werten, um neue Einsatzbereiche oder Angebote zu entwickeln (z. B. führte eine stärkere Bewertung der sozialen Teilhabe in vielen Museen zu einer Neuausrichtung der eigenen Vermittlungsangebote).

Die Wertorientierung in NPO sollte nicht als Belastung oder Verpflichtung, z. B. gegenüber der Gründergeneration, verstanden werden. Aus dieser Einstellung heraus werden sich kaum positive Impulse für die Entwicklung der NPO gewinnen lassen.

Stattdessen können Werte in NPO tatsächlich einen Mehrwert generieren, wenn Klarheit und Einigkeit über die Wertvorstellungen der NPO bestehen und wenn diese aktiv in die strategische Planung eingebunden werden. So stehen Werte Innovationen nicht im Weg, sondern sind vielmehr Wegbereiter.


Weiterführende Literatur:

Rindova, Violina P.; Martins, Luis L. (2018). From Values to Value: Value Rationality and the Creation of Great Strategies, in: Strategy Science. 3 (1): 323–334. doi:10.1287/stsc.2017.0038. ISSN 2333-2050

Autor: Georg von Schnurbein

Lizenz

CEPS, Universität Basel