ORDNUNG SCHAFFEN – AUFBAU EINER DOKUMENTENSTRUKTUR
3.3
Dramaturgie
Wie lässt sich ein Dokument ansprechend und interessant gestalten? Die Dramaturgie hilft Ihnen bei dieser Aufgabe.
Sie haben im vorigen Kapitel den Grundaufbau eines Dokuments kennengelernt, der aus Rändern, Achsen und ggf. einem Raster besteht. Diese Hilfsmittel dienen der Strukturierung des Dokuments, sie sorgen für Ordnung, Übersichtlichkeit und Klarheit. Ein Raster kann nicht nur verwendet werden, um Elemente zu platzieren – es dient auch der konsistenten Gestaltung, z. B. indem Sie Überschriften oder Zitate immer an derselben Stelle im Raster platzieren.
Doch Seitengestaltung geht darüber hinaus. Wir wollen uns daher auch mit der Frage beschäftigen, wie wir ein Dokument ansprechend und interessant gestalten und die Leser:innen sinnvoll durch den Inhalt leiten können – die sogenannte Dramaturgie. Erinnern Sie sich an die Wahrnehmungsgewohnheiten aus Step 1.4? Wenn nicht, könnten Sie diese jetzt noch einmal nachlesen, denn sie spielen hier eine große Rolle.
Raster einhalten und Raster auflösen
Selbstverständlich sollte Ihre Dramaturgie in Ihr vorab festgelegtes Raster passen, sonst macht dieses wenig Sinn. Denken Sie aber immer auch an den „Trick“, für einzelne Elemente mehrere Rasterfelder zusammenzufassen. So können Sie z. B. eine sehr gross gesetzte Überschrift über 4 von 8 Feldern laufen lassen. Genauso haben Sie ja bereits den gestalterischen Sonderfall kennengelernt, einzelne Elemente randabfallend zu setzen.
Weissraum nutzen
Immer weniger Lehr-/Lernmaterialien werden heutzutage ausgedruckt. Die gute Nachricht daran ist: Sie müssen die Gestaltung nicht mehr daran ausrichten, ob Sie Papier sparen müssen. Das heisst, sie können Weissraum, also leere Flächen, bewusst als gestalterisches Mittel einsetzen. Weissraum ist ein Gestaltungselement – schrecken Sie davor nicht zurück, sondern nutzen Sie es. Inhalte wirken hochwertiger und interessanter, wenn sie „atmen“ können.
Eine Seitengestaltung mit Weissraum
Überschriften und besondere Textelemente durch Größe und Position hervorheben
Mit grossen, auffälligen Überschriften können Sie Aufmerksamkeit schaffen und den Blick der Leser:innen steuern. Berücksichtigen Sie die Wahrnehmungsgewohnheiten und setzen Sie die Überschriften immer oben, denn hier geht der Blick zuerst hin. Die Überschriften besonders gross zu setzen, zieht zusätzlich Aufmerksamkeit. Genauso können Sie besondere Textelemente, wie z. B. Zitate, Gedanken und Zusammenfassungen, durch die Platzierung hervorheben. Setzen Sie z. B. Zitate immer in die Mitte eines 2-spaltigen Dokumentenlayouts oder Zusammenfassungen immer in ein Textfeld am rechten unteren Ende eines Kapitels.
Abbildungen in Szene setzen
Abbildungen ziehen die Aufmerksamkeit der Betrachter:innen auf sich, werden leichter wahrgenommen und erinnert. Grundsätzlich gilt: Je grösser eine Abbildung ist, als desto wichtiger wird sie wahrgenommen. Bei der Platzierung der Abbildungen sollten Sie das Dokument/die Seite im Ganzen betrachten. Versuchen Sie, einen harmonischen und doch ansprechenden Gesamteindruck zu erzeugen. Die Bilder dürfen weder zu stark „zusammen in eine Ecke gedrängt“ noch willkürlich auf der gesamten Seite verteilt werden. Genauso unfein sieht Treppenbildung aus.
Einige Lösungen sind z. B.: Anordnung der Abbildungen an einer Achse oder an dem Raster, Verteilung als Dreieck, Abbildungen über eine ganze oder eine halbe Seite randabfallend setzen usw. Natürlich sollten die Abbildungen auch inhaltlich zusammenpassen – versehen Sie sie bei Bedarf mit Bildunterschriften.
Verschiedene Möglichkeiten, Abbildungen anzuordnen
Strukturierende und schmückende Elemente
Nutzen Sie farbige Flächen, Linien, Balken und Abbildungen, um Ihr Dokument weiter zu strukturieren, zu ordnen, aber auch zu schmücken. Auch hier müssen die Elemente zum Gesamtlayout passen und mit den anderen Gestaltungselementen harmonieren. Verwenden Sie beispielsweise Linien, um Ihre Spalten optisch zu trennen, so sollten Sie diese an den Charakter Ihrer Grundschrift anpassen. Besonders gestalten können Sie Seitenzahlen, Überschriften, Unterschriften, Info- und Textboxen, Kopf- und Fusszeilen und Bildrahmen.
Schmückende Linie
Einzelne Materialien – was bei der Dramaturgie zu beachten ist
DIN A4 Skript, Arbeitsblatt etc.
Das Skript und das Arbeitsblatt legen Sie in den meisten Fällen im DIN-A4-Hochformat an. In digitalen Zeiten müssen Sie nicht an Platz sparen und können eine grosszügige Gestaltung wählen. Nutzen Sie die Dramaturgie, um eine Konsistenz über die Seiten hinweg zu schaffen und den Lesefluss zu erleichtern. Dies erreichen Sie durch ein sinnvolles, dem Inhalt angepasstes Raster. Setzen Sie ausserdem grosse Überschriften, Merksätze oder besondere Textelemente immer an derselben Position auf den jeweiligen Seiten. Die Gestaltung sollte hier genutzt werden, um das lineare oder differenzierende Lesen zu unterstützen.
Folien
Auch bei Folien müssen Sie nicht an Platz sparen. Sie können die Inhalte eher nach didaktisch sinnvollen Kriterien auf die Folienseiten verteilen und die Reihenfolge mit Ihrem Vortrag abstimmen. Hierfür stehen Ihnen Folienseiten und -übergänge sowie die Funktion der Animation von einzelnen Elementen auf jeder einzelnen Folie zur Verfügung. Nutzen Sie auch hier Gestaltungselemente, um eine Konsistenz über die Seiten hinweg zu schaffen. Nutzen Sie eine klare, übersichtliche Gestaltung, damit sich die Lernenden schnell auf den Folien orientieren können. Eine strikte Einhaltung des Rasters und die Konsistenz in der Platzierung von wiederkehrenden Elementen helfen Ihnen dabei.
Poster
Das klassische wissenschaftliche Poster ist ein DIN-A0-Quer- oder Hochformat. Hier sind Sie also im Platz begrenzt – gut durchdachte Dramaturgie innerhalb der Seite ist wichtig. In den meisten Fällen sind wissenschaftliche Poster mit Informationen ziemlich überfrachtet, daher hier der Tipp: Versuchen Sie, die Hälfte Ihrer Informationen in Form von Abbildungen darzustellen. Eine zentrale Message sollte gross lesbar und gut platziert im Zentrum Ihres Posters stehen. Dies kann z. B. auch der Postertitel sein oder die Hauptaussage Ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse, ggf. in Kombination mit einer oder mehreren auffälligen Abbildungen.
Beispiel: Informationsverteilung beim Poster
1. Überschrift
2. Hauptinformation
3. Zusammenfassung
4. Randinformationen
Gerade beim Poster ist ein dramaturgischer Aufbau besonders wichtig: Es muss so gestaltet sein, dass die Leser:innen durch das Poster „hindurchgeführt“ werden und genau wissen, in welcher Reihenfolge sie die Informationen ansehen sollen. Unterstreichen Sie diese Dramaturgie durch Nummerierungen, Linien, große Überschriften, Farbflächen usw. Hier sind einige Möglichkeiten, wie sich ein DIN-A0-Poster dramaturgisch aufbauen lässt. Die rot markierten Felder zeigen Bereiche an, die sich aus wahrnehmungstechnischen Gründen am besten für wichtige Informationen eignen:
Möglichkeiten eines dramaturgischen Aufbaus beim Poster