EINFACH LESEN! AUSWAHL UND EINSATZ VON SCHRIFT UND TYPOGRAFIE

2.5

Typografische Regeln

Die Lesbarkeit eines Textes lässt sich auch durch die Typografie erhöhen. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die wichtigsten typografischen Merkmale.

Ist eine brauchbare Schrift gefunden, darf der Schrift- oder Textsatz nicht vernachlässigt werden. Die Schrift kann noch so schön sein – wenn sie schlecht gesetzt wird, ist das Schriftbild trotzdem zerstört. Auch hier steht die Lesbarkeit im Vordergrund: Wie können wir typografische Mittel einsetzen, um die Lesbarkeit eines Textes zu vereinfachen? Hierfür gibt es zum einen Tipps, die Sie kennen sollten, Tipps und Regeln zum Buchstaben- oder Zeilenabstand, zur Silbentrennung, zur Zeilenausrichtung usw. Zum anderen sollten Sie ein Gefühl dafür entwickeln, ähnlich wie bei der Wirkung von Schriften, wann ein Schriftbild gut aussieht oder – umgekehrt – woran es liegt, wenn ein Text nicht gut lesbar ist.

Im Folgenden gewinnen Sie einen Einblick in die wichtigsten Merkmale der Makrotypografie, die das Gesamtbild eines Textes prägen. Die Grafiken in diesem Step sind für Desktop-Bildschirme optimiert (in der mobilen Ansicht sind die typografischen Feinheiten ggf. schwer erkennbar).



Schriftgrösse (Schriftgrad)

Es liegt auf der Hand, dass die Schriftgröße das „A und O“ der Lesbarkeit ist. Natürlich ist eine Schrift umso leichter lesbar, je größer sie ist, dennoch wollen wir den Text so klein wie möglich setzen, um einerseits ein schönes Schriftbild zu erhalten und andererseits so viel Text wie möglich unterzubringen. Die Schrift sollte also eine Mindestgröße haben. Dieses Maß, das in Punkt oder Pt ausgegeben wird, variiert je nach der Art des Lehr-/Lernmaterials, aber auch je nach Ausgabemedium (Papier vs. Bildschirm). Hier wird wieder deutlich, wie wichtig es ist, dass Sie sich vorab Gedanken über die Rahmenbedingungen Ihrer Gestaltung machen! Beachten Sie aber auch, dass die Größe bei jeder Schrift unterschiedlich ist. Die Mindestgröße ist also leicht variabel, je nach ausgewählter Schrift.

Schrifthöhe bei verschiedenen Schriften und gleicher Schriftgröße, ein Buchstabe

Schrifthöhe von verschiedenen Schriften bei gleicher Schriftgröße


Natürlich können und sollten Sie die Schriftgröße variieren, wenn es um Auszeichnungstext geht statt um Lesetext: Titel, Überschriften, Anmerkungen, Zitate oder Textboxen können größer oder kleiner gesetzt werden. Erinnern Sie sich dabei daran, was wir im ersten Kapitel aufgezeigt haben: Je größer etwas ist, desto wichtiger scheint es, desto eher wird die Aufmerksamkeit gelenkt. Nutzen Sie also die Größe verschiedener Textelemente, um die Aufmerksamkeit zu lenken und um die Leser:innen durch das Dokument zu führen.

Text mit verschiedenen Schriftgrössen


Zeilenlänge

Es gibt eine ideale Zeilenlänge beim Lesetext, die möglichst nicht unter- oder überschritten werden sollte. Ansonsten wird der Text sehr schwer lesbar, was dann mit erhöhtem Zeitaufwand und kognitiver Leistung verbunden ist. Zu lange Zeilen wirken ermüdend und die Leser:innen haben Schwierigkeiten, am Zeilenende in die richtige neue Zeile zu springen. Zu kurze Zeilen sind anstrengend, weil die Leser:innen oft in eine neue Zeile springen müssen und Gesamtzusammenhänge weniger leicht erfassen können.

zu kurze Zeilen Zeilenlänge zu kurz (Garamond, 11 Pt, ca. 25 Zeichen pro Zeile)

zu lange Zeilen Zeilenlänge zu lang (Garamond, 11 Pt, ca. 110 Zeichen pro Zeile)


Zusammen mit der Schriftart und -größe des Grundtextes ergibt die Zeilenbreite das wichtigste Maß Ihres Dokuments, weil sie die gesamte Seitengestaltung beeinflussen.


Zeilenabstand (Abstand zwischen den Zeilen)

Um den Zeilenabstand müssen Sie sich glücklicherweise nur in Ausnahmefällen kümmern. Er ist bei den gängigen Textverarbeitungs- und Design-Programmen voreingestellt. Dieser Wert, der bei 120 % der Schriftgröße liegt, ist für normal gesetzten Fließtext (gut lesbare Schrift, angemessene Schriftgröße, dunkle Schrift auf hellem Hintergrund) völlig in Ordnung. Den Zeilenabstand sollten Sie jedoch ändern bei sehr großer Schrift (z. B. Überschriften, Zeilenabstand verringern), sehr kleiner Schrift (Zeilenabstand erhöhen), bei hellem Text auf dunklem Hintergrund sowie bei sehr kurzen oder sehr langen Zeilen (Zeilenabstand erhöhen). Denn hier verbessert der veränderte Zeilenabstand das Schriftbild und die Lesbarkeit.

Zeilenabstand 120 % und korrigiert

Große Schrift, kurze Zeilen, Zeilenabstand automatisch (120 %) und korrigiert

Kleine Schrift, lange Zeilen, Zeilenabstand 120 % und korrigiert Kleine Schrift, lange Zeilen, Zeilenabstand automatisch (120 %) und korrigiert

Helle Schrift auf dunklem Grund, Zeilenabstand normal und korrigiert Helle Schrift auf dunklem Grund, Zeilenabstand automatisch (120 %) und korrigiert


Laufweite (Abstand zwischen den Buchstaben)

Der Abstand zwischen den Buchstaben, auch Laufweite genannt, sollte grundsätzlich nicht verändert werden. Er ist bei einer gut gestalteten Schrift ausgewogen und tritt dadurch in den Hintergrund. Bei sehr großer Schrift (z. B. Überschriften, Laufweite verringern), sehr kleiner Schrift (Laufweite erhöhen) sowie bei hellem Text auf dunklem Hintergrund sollten Sie die Laufweite verändern. Denn hier verbessert die Laufweite das Schriftbild und die Lesbarkeit.

Große Schrift, Laufweite normal und verringert Große Schrift, Laufweite automatisch und verringert


Helle Schrift dunkler Grund, Laufweite normal und korrigiert Helle Schrift auf dunklem Grund, Laufweite automatisch und korrigiert


Textausrichtung (linksbündig, rechtsbündig, zentriert, Blocksatz)

Wie ordnen Sie die Zeile an? Das nennt man Ausrichtung. Wir unterscheiden vier verschiedene Ausrichtungen: die linksbündige Ausrichtung (hier ist der Text an einer linken Achse ausgerichtet, am rechten Rand läuft der Text bei jeder Zeile unterschiedlich aus, auch flattern genannt), die rechtsbündige Ausrichtung (hier ist der Text an einer rechten Achse ausgerichtet, am linken Rand flattert der Text), den Blocksatz (hier hat jede Zeile dieselbe Breite, es entsteht ein Textblock) und die zentrierte Ausrichtung, oder auch Mittelsatz genannt (hier ist jede Zeile des Textes an einer mittleren Achse ausgerichtet, der linke und rechte Rand flattert).

Links- und rechtsbündiger Satz Links- und rechtsbündiger Satz (Flattersatz)

Blocksatz und zentrierter Satz Blocksatz und zentrierter Satz


Der linksbündige Satz und der Blocksatz sind die am häufigsten verwendeten Textausrichtungen, wobei der Blocksatz ruhiger wirkt und sehr gut für große Textmengen eingesetzt werden kann. Blocksatz können Sie aber nur bei ausreichend großen Zeilenlängen nutzen: ab ca. 35 Zeichen. Die linksbündige Ausrichtung wirkt eher dynamisch und ist besser für kleinere und mittlere Textmengen sowie für kurze Zeilen geeignet.

Blocksatz versus Flattersatz bei kurzen Zeilen

Links: Blocksatz (nicht zu verwenden bei kurzen Zeilen)
Rechts: linksbündiger Satz (Flattersatz)


Bei beiden Ausrichtungen können Sie mit Silbentrennung arbeiten, um ein schöneres Satzbild zu erreichen. Rechtsbündige Ausrichtung kommt nur sehr selten zum Einsatz, weil sie unserer (westlichen) Gewohnheit, von links nach rechts zu lesen, entgegenwirkt: Wir suchen immer am linken Rand einen Zeilenstart. Wenn dieser in jeder Zeile an einer anderen Stelle ist, erschwert dies das Lesen. Auch die zentrierte Ausrichtung ist nur geeignet, um einen kurzen Satz oder einige Wörter hervorzuheben.


Trennung (Silbentrennung, Absatztrennung)

Mit Silbentrennung können Sie das Schriftbild verschönern und den Lesefluss Ihrer Grundtexte verbessern, sei es linksbündig oder im Blocksatz gesetzt. Die gängigen Textverarbeitungsprogramme bieten eine automatische Silbentrennung mit bestimmten Voreinstellungen an, die Sie in den meisten Fällen übernehmen können. Ggf. müssen Sie an der einen oder anderen Stelle manuell nachkorrigieren. Grundsätzlich gilt die Regel: Im Text sollten nie mehr als drei Trennungen nacheinander kommen!

Silbentrennung in einem Blocksatz Beispiel für Silbentrennung in einem Blocksatz


An manchen Stellen sieht Silbentrennung nicht schön aus – hier greifen Sie dann lieber zur manuellen Absatztrennung, z. B. bei sehr kurzen Sätzen, bei Überschriften oder alleinstehenden Zeilen oder Satzteilen:

Absatztrennung_1

Beispiel für Absatztrennung


Titel mit und ohne Silbentrennung Titel sollten grundsätzlich nicht getrennt werden. Beispiel links: Silbentrennung, Beispiel rechts: Absatztrennung


Einzüge und Leerzeilen

Um einen längeren Text zu gliedern und die Orientierung innerhalb zu erleichtern, können Sie verschiedene Gestaltungsmittel einsetzen, je nachdem, mit welcher Leseart und welcher Textart Sie es zu tun haben: Verwenden Sie Einzüge, um einen längeren Grundtext, der linear gelesen wird, zu gliedern (beispielsweise ein Essay, eine Inhaltsanalyse etc.). Nutzen Sie Leerzeilen, wenn Sie kürzere Textelemente haben, die eher differenzierend oder informierend gelesen werden, z. B. in einem Skript oder Handout.

Einzüge und Leerzeilen Einzüge und Leerzeilen


Auszeichnungen

Mit Hilfe von Auszeichnungen können Sie Text hervorheben und deutlich machen. Es gibt zwei verschiedene Arten von Auszeichnungen:

  • Ästhetische Auszeichnungen sind unauffälliger, dezenter und passen sich mehr in das Gesamtbild Ihrer Gestaltung ein. Beispiele für ästhetische Auszeichnungen sind: Kursive, Kapitälchen, Versalien. Nutzen Sie diese beim linearen Lesen, für Skripte und Handouts mit großen Textmengen.
  • Optische Auszeichnungen heben sich deutlich ab, sind viel auffälliger und stören das Gesamtbild des Textes. Beispiele dafür sind: halbfett, fett, unterstrichen, farbig. Nutzen Sie diese bei Folien, Postern, Handouts sowie beim differenzierenden Lesen.