WISSEN SICHTBAR MACHEN – LERNEN ERLEICHTERN

1.4

Wahrnehmungsgewohnheiten

Lerninhalte und Informationen verarbeiten II

Im letzten Absatz haben Sie sich damit auseinandergesetzt, wie wir Texte wahrnehmen und kognitiv verarbeiten – unsere Lesegewohnheiten. Genauso wichtig sind sogenannte Wahrnehmungsgewohnheiten. Auch diese laufen automatisch ab und sind natur- und kulturbedingt geprägt.

Diese zu kennen, hilft Ihnen, die richtigen Effekte bei der Gestaltung zu erreichen. Gutes Design berücksichtigt die Gewohnheiten, nutzt sie für seine Zwecke. Lernen Sie hier einige Grundgesetze kennen – sie werden Ihnen im Laufe der anderen Kapitel wieder begegnen!


Abbildungen

Bilder ziehen automatisch Aufmerksamkeit auf sich. Abbildungen werden schneller und leichter wahrgenommen, verarbeitet und erinnert als Texte. Bilder wirken sofort. Der Bildwirkung können wir uns nicht entziehen. Insbesondere Abbildungen von Menschen oder emotional gehaltvolle Bilder wirken so direkt und unmittelbar, dass wir sie nicht ignorieren können. Ist ein Bild zu sehen, weicht der Text zunächst in den Hintergrund.

Abbildungen

Bild: adobe stock, bearbeitet


Farbe und Helligkeit

Farbe wirkt wie Bilder: schnell und direkt. Farbigkeit zieht immer mehr Aufmerksamkeit auf sich als Grauwerte. Farbe, gezielt eingesetzt, kann ein Dokument strukturieren und ordnen. Ist allerdings etwas farblich überladen, sehen wir schnell weg. Genauso wichtig ist der Helligkeitswert: Kontraste in der Helligkeit kommen ständig in der Natur vor, geben uns Orientierung und helfen uns, Informationen zu unterscheiden.

Farbe und Helligkeit


Grösse

Das Grosse ist nah, das Kleine ist weiter weg, weicht zurück. Grosses ist wichtig, wird sofort betrachtet, für Kleines lässt man sich Zeit. Das muss bei der Gestaltung berücksichtigt werden.

Grösse


Anordnung

Kulturell geprägt, lesen wir immer von links nach rechts. Links steht für Beginn, rechts für Ende. Links fangen wir immer an. Links ist der Überblick, die Orientierung, rechts die weiterführende Information. Genauso lesen wir von oben nach unten. Wir wissen intuitiv, dass das Wichtige oben steht, das Unwichtige unten. Das „Kleingedruckte“ steht am untersten Rand. Alles, was dieser Leserichtung entspricht, sind wir gewohnt und können es schnell verarbeiten, es kann aber auch langweilig und uninteressant wirken.

Anordnung


Struktur und Abwechslung

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wiederholungen und Reihungen mögen wir. Sie ergeben einen Rhythmus, auf den man sich verlassen kann. Allzu gleichförmige Reihungen ohne jede Abwechslung dagegen werden uninteressant. Das Auge sucht bei jedem Dokument, jedem Medium nach Linien, Aufteilungen, Strukturen, und das ganz automatisch. Wir können Inhalte leichter wahrnehmen und verarbeiten, wenn wir den Aufbau des Dokuments als übersichtlich empfinden, und dies ist der Fall, wenn es eine Struktur gibt. Allzu strukturiertes Material dagegen bietet nichts Neues, Überraschendes und kann schnell langweilig wirken. Sorgen Sie daher an den richtigen Stellen für Struktur durch Wiederholung, und durchbrechen Sie diese zuweilen geschickt durch Abwechslung.

Struktur und Abwechslung