Navigation umschalten

WAS IST INFORMATIONS-, DATEN UND MEDIENKOMPETENZ?

1.7

Standards und Rahmen

Der kompetente Umgang mit Informationen, Daten und Medien als Schlüssel zur erfolgreichen Teilnahme am Berufsleben und Alltag bedarf in seiner Förderung einer systematischen Herangehensweise.

Zu diesem Zweck wurden unterschiedliche Zugänge erprobt und umgesetzt. Die Tabelle unten gibt einen vergleichenden Überblick über drei relevante Ansätze.

Ansatz Inhaltliche Ausrichtung Fokusgruppe Thematik
Schweizer Standards der Informationskompetenz, 2011 Informationskompetenz Studierende an Schweizer Hochschulen Konkrete Lernziele / Lernergebnisse mit Indikatoren zur Überprüfung
ACRL-Framework, 2017 Information Literacy Studierende an Hochschulen im deutschsprachigen Raum Allgemeine Voraussetzungen und Kernkonzepte, Praktische Fähigkeiten und Haltungen zur Partizipation am Lern- und Forschungsprozess
Kompetenzrahmen «Digital Literacies», 2020 Digital Literacies Studierende, Dozierende und Mitarbeitende der Universität Basel Praktische Fähigkeiten zur Partizipation im Berufsalltag und am Forschungsgeschehen, anwendbar zur Formulierung von Lernzielen und Kompetenzniveaumessung


Inhalt


Schweizer Standards der Informationskompetenz, 2011

Die Schweizer Standards1 zur Vermittlung von Informationskompetenz fokussieren auf die Aktivitäten bzw. Tätigkeiten, die für die produktive und kritische Bewältigung der Informationsflut notwendig sind:


  • Im ersten Schritt geht es darum, den Bedarf an Informationen festzustellen und präzise zu bestimmen, sodass eine begründete Auswahl der Informationsquellen getroffen werden kann.
  • Danach ist es wichtig, Informationen zu beschaffen: mit Hilfe von effizienten Werkzeugen und Methoden. Dabei ist es oft vorteilhaft, wenn der Weg, auf dem die Recherche durchgeführt wurde, nachvollzogen werden kann.
  • Denn später kann dieser Weg bzw. das Vorgehen insgesamt sowie das Ergebnis der Recherche kritisch beurteilt werden. Aus dieser Bewertung heraus resultieren gegebenenfalls notwendige Anpassungen, die der Verfeinerung der Suche dienen.
  • Die gefundenen oder generierten Informationen sollen verwaltet, gespeichert und mit der Community geteilt werden. Bei dieser Organisation von Informationen werden vermehrt digitale Werkzeuge und Technologien eingesetzt.
  • Bei der Anwendung von Informationen können neues Wissen oder Produkte erzeugt werden, die analysiert und in das bestehende System integriert werden sollten. Dieser Prozess kann zu Diskussionen in der Community führen.
  • Schlussendlich zeichnet sich der kompetente Umgang mit Informationen durch Verantwortung aus. Diese erstreckt sich vom sozialen, kulturellen und ethischen Bewusstsein über das Verständnis von Konventionen und Verhaltensregeln an Institutionen bis hin zum rechtlich einwandfreien Verhalten in Bezug auf Informationen.

Der Kompetenzraster der Schweizer Standards für Informationskompetenz enthält für jeden der oben genannten Bereiche drei bis vier konkrete Lernziele, die jeweils für Einsteiger:innen, Fortgeschrittene und Expert:innen formuliert sind. Daraus können die Möglichkeiten zur Förderung und Weiterentwicklung der Informationskompetenz in Form von konkreten Arbeitsaufträgen und Unterrichtseinheiten unmittelbar erschlossen werden.


ACRL-Framework, 2017

International wird das sogenannte ACRL-Framework2 verwendet. Es beschreibt die Information Literacy für Hochschulen detailliert. Diese wurde von der Association of College & Research Libraries (ACRL) beschlossen und veröffentlicht. Im deutschsprachigen Raum setzte sich eine Forschungsgruppe an der Universitätsbibliothek Bamberg3 für die Verbreitung und Implementierung des Frameworks ein. In diesem Framework werden sechs grundsätzliche Prinzipien / Rahmen / Frames für den kompetenten Umgang mit Informationen postuliert und veranschaulicht:4


  1. Autorität ist ein Konstrukt und kontextabhängig
  2. Informationen entstehen in einem schöpferischen Prozess
  3. Informationen sind wertvoll
  4. Forschung ist (Hinter-) Fragen
  5. Wissenschaft ist Austausch
  6. Recherche ist strategische Erkundung

Für jeden einzelnen Frame werden im nächsten Step die dazugehörigen Praxiskenntnisse und Haltungen aufgelistet.3


Kompetenzrahmen für «Digital Literacies», 2020

Der Kompetenzrahmen für «Digital Literacies» der Universität Basel5 beschreibt allgemeine Tendenzen und definiert für unterschiedliche Kompetenzbereiche die entsprechenden praktischen Fähigkeiten. Der Begriff für Digital Literacies beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Informationskompetenz, sondern umfasst mehrere Bereiche:


  1. Allgemeine ICT-Kompetenz,
  2. Informations-, Daten- und Medienkompetenz,
  3. Digitale Produktion, Forschung und Innovation,
  4. Kommunikation, Zusammenarbeit und Teilhabe,
  5. Digitales Lernen und Lehren sowie
  6. Identität, Sicherheit und Gesundheit.

Für jeden dieser Bereiche werden im Kompetenzrahmen praktische Fähigkeiten formuliert, die für das effiziente und verantwortungsvolle Handeln unabdingbar sind. Besonders aufschlussreich sind das Zusammenspiel und die Synergie-Effekte zwischen einzelnen Facetten der Kompetenz, auch innerhalb einzelner Bereiche, wie bei der Informations-, Daten- und Medienkompetenz. Die Formulierungen erlauben einerseits ein konzeptuelles Verständnis dessen, was eine bestimmte Kompetenz ausmacht, und andererseits konkrete Schlussfolgerungen für die Förderung und Weiterentwicklung dieser Kompetenz bei Studierenden und Dozierenden.

Die drei vorgestellten Ansätze (Schweizer Standards der Informationskompetenz, ACRL-Framework und Kompetenzrahmen «Digital Literacies») können sich im Detail unterscheiden und eignen sich jeweils mehr oder weniger optimal für unterschiedliche Anwendungen.

Unabhängig vom gewählten Ansatz bleibt festzuhalten, dass die Informations-, Daten- und Medienkompetenz lebenslang eingesetzt und weiterentwickelt werden kann. Wie Carl Friedrich Gauss es bereits vor über 200 Jahren formulierte:6


«Wahrlich es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, nicht das Besitzen, sondern das Erwerben, nicht das Da-Seyn, sondern das Hinkommen, was den grössten Genuss gewährt.»



Literatur

1 Stalder, P., Böller, N., Henkel, T., Landwehr-Sigg, S., Piccinini, S., Schubnell, B. & Stuber, B. (2011). Schweizer Standards der Informationskompetenz. Abgerufen unter: http://www.informationskompetenz.ch/doc/e-lib/1_d_schweizer%20standards.pdf (02.12.2021).

2 Association of College & Research Libraries (2015). Framework for Information Literacy for Higher Education. Abgerufen unter: http://www.ala.org/acrl/standards/ilframework (02.12.2021).

5 Universität Basel (2020). Erklärung des Kompetenzrahmens «Digital Literacies». Abgerufen unter: https://digitalskills.unibas.ch/de/kompetenzrahmen/literacy-bereich-4-kommunikation-zusammenarbeit-und-teilhabe/ (29.10.2020).

3 Franke, F. (2017). Das Framework for Information Literacy. Neue Impulse für die Förderung von Informationskompetenz in Deutschland?! O-Bib. Das Offene Bibliotheksjournal / Herausgeber VDB, (4)4, 22-29. DOI: 10.5282/o-bib/2017H4S22-29

4 Sauerwein, T. (2019). Framework Information Literacy – Aspekte aus Theorie, Forschung und Praxis. BIBLIOTHEK Forschung und Praxis, 43(1), 126-138. DOI: 10.1515/bfp-2019-2027

6 Gauss, C. F. (1808). Schreiben von Carl Friedrich Gauss an Wolfgang Bolyai, Göttingen, 2. 9. 1808. In F. Schmidt & P. Stäckel (Hrsg.), Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Wolfgang Bolyai, B. G. Teubner, Leipzig 1899, S. 94. Ann Arbor, MN: University of Michigan. Abgerufen unter: http://name.umdl.umich.edu/AAS7555.0001.001 (02.12.2021) & im Internet-Archiv: http://www.archive.org/details/briefwechselzwi00gausgoog (02.12.2021)

Lizenz

Universität Basel