PLAGIARISMUS

2.1

Plagiarismus im wissenschaftlichen Betrieb

Welche Rolle spielen Plagiate im wissenschaftlichen Betrieb, was macht sie so problematisch und wodurch werden sie verursacht?

Ideen und Argumente sind in der Wissenschaft von grosser Bedeutung. Einige davon prägen die Entwicklung ganzer Fachrichtungen und gehen zusammen mit den Namen ihrer Autor:innen und Erfinder:innen in die Geschichte ein. Nicht nur neue Technologien und Verfahren, Versuchsanordnungen und Beweisschemata, Theorien und Hypothesen, sondern auch einzelne Begriffe, Wortschöpfungen und sogar spezifische Formulierungen haben einen hohen Wert und können den Diskurs der Gegenwart und kommender Generationen stark beeinflussen.

Es ist deswegen in der Wissenschaft äußerst wichtig, den Ursprung einer Idee oder Formulierung genau zu kennen. Dabei geht es nicht nur darum, die Lorbeeren zu verteilen, sondern beispielsweise auch darum, einen Sachverhalt im Kontext wahrzunehmen, zu analysieren und zu bewerten. Und nicht zuletzt vermeidet man so Plagiate.


Was sind Plagiate?

Man begeht ein sogenanntes Plagiat, wenn man (bewusst oder unbewusst) fremde Ideen oder Formulierungen verwendet, ohne auf ihren Ursprung zu verweisen. Ein Plagiat ist also als «die ganze oder teilweise Übernahme eines fremden Werks ohne Angabe der Quelle und des Urhebers bzw. der Urheberin zu verstehen».1 Oder allgemeiner, «[u]nter Plagiat wird die unbefugte Übernahme fremden Geistesguts, der „Diebstahl“ geistigen Eigentums verstanden».2 Geistiges Eigentum kann in der Wissenschaft viele unterschiedliche Formen haben: Erfindungen und Entdeckungen, Forschungsmethoden und Datenerhebungen zählen genauso dazu wie originelle Fragestellungen und Schlussfolgerungen. Der Schutz des geistigen Eigentums in der Wissenschaft wird durch das Immaterialgüterrecht (v. a. das Urheberrecht) und durch gute wissenschaftliche Praxis gewährleistet.3 Ein Diebstahl solchen geistigen Eigentums in Form eines Plagiats kann unter Nutzung von verschiedenen Medien (Bildern, Videos, Musik) stattfinden4 und ganz unterschiedliche Ursachen und Gründe haben.


Ursachen für Plagiate

Mit Blick auf die Ursachen und Gründe ist es ausschlaggebend, ob ein Plagiat bewusst in Kauf genommen wird oder ob es unbewusst bzw. unwissentlich zustande kommt. Betrachten wir zunächst einmal die Fälle, in denen die Arbeit wissentlich unselbstständig erstellt wurde und in denen es dem oder der Verfassenden einer Arbeit bewusst ist, dass Fremdleistungen nicht kenntlich gemacht sind. Hier kann eine Ursache für Plagiarismus Unsicherheit sein, d. h. fehlender Glauben an die eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen.5 Ein weiterer Grund für ein bewusstes Plagiat kann Zeitdruck sein, wenn etwa für eine wissenschaftliche Arbeit zu wenig Zeit eingeplant wurde. Nicht zuletzt kann es zu bewussten Plagiaten kommen, wenn den Studierenden ein Kurs oder eine Aufgabe zu unwichtig oder wenn das Vortäuschen der Leistung sehr einfach erscheint. Wenn die Studierenden zudem keine Angst vor Konsequenzen bei einem entdeckten Plagiat haben müssen, weil solches Fehlverhalten kaum geahndet wird, kann die Verlockung sehr stark werden.6 Durch die Quellenvielfalt im Internet und durch öffentlich zugängliche Online-Bibliotheken sowie Datenbanken kann zudem die Illusion entstehen, dass alle im Netz verfügbaren Materialien wenig Wert haben und rechtlich völlig ungeschützt sind.7

Unbewusste Plagiate haben in der Regel ganz andere Ursachen. Obwohl mit den besten Absichten gearbeitet wird, unterlaufen entsprechende Fehler etwa aus Unwissenheit oder sie resultieren aus einem Missverständnis. Für mangelndes Wissen kann es seinerseits verschiedene Ursachen geben. Dozierende beispielsweise machen zum Teil falsche Annahmen über die Vorkenntnisse und Erfahrungen der neuen Studierenden und setzen zu viele Kenntnisse voraus. Kritisch können ausserdem Übergänge etwa zwischen Bildungsstufen (Gymnasium vs. Hochschule), Tätigkeitsfeldern (Verwaltung vs. Wissenschaft), Fachrichtungen oder sogar ganzen Kulturen sein. Denn die Konventionen für Quellenangaben können je nach Kontext deutlich variieren.8



Literatur

1 Definition Lehrstuhl Haas, Rechtswissenschaftliches Institut der Universität Zürich. Abgerufen unter: www.ius.uzh.ch/de/staff/professorships/alphabetical/haas/Universitaetsanwalt/Plagiate.html (02.12.2021).

2 Fröhlich, Gerhard (2006). Plagiate und unethische Autorenschaften. In: Information – Wissenschaft und Praxis, 57 (2), S. 81–89. Abgerufen unter: http://eprints.rclis.org/7416/1/plagiate.pdf (02.12.2021).

3 Vgl. Kaufmann, Danielle (2010). Vortrag Plagiarismus, UB Basel. Abgerufen unter: https://lawlibraries.ch/docs/tagung2010/plagiarismus.pdf (02.12.2021).

4 Vgl. What is Plagiarism (2017). Abgerufen unter: https://www.plagiarism.org/article/what-is-plagiarism (02.12.2021).

5 Vgl. What Does Confidence Have to do with Plagiarism? How Believing in Yourself Helps You Be Original (2017). Abgerufen unter: https://www.plagiarism.org/blog/2017/11/16/what-does-confidence-have-to-do-with-plagiarism (02.12.2021).

6 Vgl. Akademische Integrität im digitalen Umfeld: Warum Studenten Plagiieren. Abgerufen unter: https://www.turnitin.com/de/papers/akademische-integritat-im-digitalen-umfeld-warum-studenten-plagiieren (02.12.2021).

7 Vgl. «Wieso, im Internet ist doch alles frei?» Copy & Paste-Mentalität unter Lernenden. In: UNESCO heute, Zeitschrift der Deutschen UNESCO-Kommission, 55. Jahrgang, Ausgabe 1/2008 (1. Halbjahr), Themenheft: Wissen im Web, S. 54–56.

8 Vgl. Akademische Integrität im digitalen Umfeld: Warum Studenten Plagiieren. Abgerufen unter: https://www.turnitin.com/de/papers/akademische-integritat-im-digitalen-umfeld-warum-studenten-plagiieren (02.12.2021). Vgl. ausserdem Causes of Plagiarism. What are the Causes of Plagiarism and the Failure to Use and Document Sources Appropriately? Kent State University, Council of Writing Program Administrators. Abgerufen unter: http://www.kent.edu/writingcommons/causes-plagiarism (02.12.2021).