ZEIT- UND AUFGABENMANAGEMENT

3.8

Akademisches Schreiben

Die Erfordernisse an akademisches Schreiben sind vielfältig und bisweilen unübersichtlich. Im folgenden Artikel geht es um ganz grundlegende Strategien, die sich auf alle Formen des akademischen Schreibens anwenden lassen.

Akademische Texte kommen in zahlreichen Formen vor: Seminar- und Bachelorarbeiten, Essays, Monografien, Zeitschriftenbeiträge, Vorträge und Forschungsartikel, um nur einige zu nennen. Für all diese Texte gibt es Konventionen, wie sie aufgebaut sein sollten. Diese Konventionen unterscheiden sich nicht bloss von Textform zu Textform. Sie unterscheiden sich auch zwischen Disziplinen, Universitäten oder sogar zwischen einzelnen Fachbereichen an Instituten. Gewisse Aspekte verbinden aber alle akademischen Texte, so unterschiedlich sie auch sein mögen.

Gliederung
Die meisten akademischen Dokumente folgen einer simplen Struktur, wie sie aus anderen Genres bekannt ist: Sie bestehen aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Am längsten und wichtigsten ist der Hauptteil: er dient unserer Argumentation. Im Hauptteil diskutieren wir Thesen, bringen Argumente vor und bauen die Beweisführung auf. Einleitung und Schluss werden oft erst ganz am Schluss geschrieben. Denn wenn wir den Hauptteil bereits geschrieben und das Ergebnis vor uns liegen haben, ist es leichter, eine Einführung und eine Schlussfolgerung daraus zu formulieren. Dasselbe gilt für formale Elemente wie Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Zusammenfassung und Literaturverzeichnis. Beim Hauptteil hilft es, zuerst ein Gerüst zu skizzieren, das aus den Kerngedanken besteht und sie in eine sinnvolle Reihenfolge bringt. Entlang eines solchen Gerüsts, das zugleich Teilziele markieren kann, können wir den Text dann einfacher ausformulieren.

Erster Entwurf
Eine erste Ausformulierung muss noch nicht perfekt sein. Wissenschaftliches Schreiben vollzieht sich selten in einem einzigen Rutsch, vielmehr wächst ein akademischer Text Schicht um Schicht. Es ist deshalb sinnvoll, sich bei einem Entwurf nicht viel Druck zu machen und frei entlang des Gerüsts loszuschreiben – verändern, verwerfen und ergänzen können wir später immer noch jederzeit. Auch der sprachliche Feinschliff eilt nicht. Wichtig ist, dass überhaupt erst ein Text entsteht, an dem wir später noch schleifen können. Deshalb liegt der Fokus im ersten Entwurf auf dem Inhalt und nicht auf der Sprache.

Überarbeiteter Entwurf
Mit dem ersten Entwurf liegt uns bereits eine solide Grundlage vor, die wir dann Schritt für Schritt oder Schicht um Schicht überarbeiten können. Nun ist es auch sinnvoll, sich der Sprache zu widmen und auf klare, angemessene Formulierungen zu achten. Gerade wenn wir einen Text überarbeiten und nochmals lesen kommen uns oft auch weitere Ideen und Argumente in den Sinn. Zuletzt schreiben wir die Einleitung und den Schluss, dann ergänzen wir gegebenenfalls die formalen Elemente wie Inhalts- und Literaturverzeichnis.

Feedback
Wenn wir tief in einem Thema stecken und zu nah an unserem eigenen Text sind, entstehen blinde Flecken: Wir übersehen etwa (sprachliche) Fehler oder Formulierungen, die unser eigenes Wissen voraussetzen und für Aussenstehende nicht verständlich sind. Deshalb ist es wichtig, sich Feedback von aussen einzuholen, sei es durch andere Studierende, Dozierende oder in einer Schreibgruppe. Solche Gruppen helfen auch dabei, den eigenen Zeitplan besser einzuhalten. Feedbackschleifen lassen sich schon in früheren Entwurfsstadien integrieren. Frühe Feedbackschleifen sind nützlich und können helfen, eine Arbeit zu konkretisieren. Wir können zum Beispiel unser Thema anderen mündlich erklären – so können wir unsere Thesen und Argumente ein erstes Mal ausformulieren.

Revision
Nachdem wir uns Feedback eingeholt haben, können wir den Text abschliessend revidieren. Der Umgang mit Feedback kann durchaus schwierig sein: Es passiert schnell, dass wir negative Rückmeldungen persönlich nehmen und positive kaum gewichten – oder dass wir umgekehrt nur positives Feedback hören wollen und negatives nicht ernst nehmen. Es lohnt sich, jede Rückmeldung zunächst gleichermassen zu betrachten. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir jedes Feedback auch gleich gewichten und berücksichtigen müssen. Wir sind nach wie vor die Expert:innen für unser Thema. Wir sollten lediglich jedem Feedback Aufmerksamkeit schenken und dann beurteilen, ob es konstruktiv ist oder nicht, ob es sich sinnvoll umsetzen lässt oder ob wir es verwerfen können oder sogar sollten. So behalten wir die Kontrolle über den Text und den Schreibprozess und können eine motivierte Haltung bewahren.

Prozess als Grafik