PLAGIARISMUS

2.3

Plagiaten vorbeugen

Plagiate können schon früh im Arbeitsprozess entstehen. Am besten kann man ihnen vorbeugen, indem man die Arbeit gut vorbereitet und souverän mit Quellen umgeht.

Zeitplanung

Eine mögliche Ursache für Plagiate in einer wissenschaftlichen Arbeit ist fehlende oder unzureichende Planung, sodass beispielsweise am Schluss keine Zeit für Korrekturlesen bleibt. Das kann dazu führen, dass unbewusste Plagiate nicht mehr rechtzeitig entdeckt und beseitigt werden. Um solche Situationen zu vermeiden, hilft rechtzeitige Planung und bei Seminararbeiten schon ein kursbegleitendes Vorgehen: Dazu gehört etwa, Vorbereitungen zu treffen, Recherchen durchzuführen und zu dokumentieren, Notizen zu machen, Fragen zu klären, relevante Literatur und Quellen zu verwalten und die Schreibarbeit zu portionieren, indem laufend einzelne Abschnitte verfasst werden. Bei einer gut geplanten Vorbereitung bleibt am Ende auch genug Zeit, um den fast fertigen Text z. B. mit spezieller Software auf mögliche unbewusste Plagiate zu prüfen (vgl. Step 2.4) und Anpassungen vorzunehmen.


Sind meine Quellen verlässlich?

Zur Vorbeugung von Plagiaten gehört auch ein sicherer Umgang mit Quellen. Das betrifft nicht erst das korrekte Zitieren, sondern schon die Vorauswahl und die Bewertung des Materials. Bevor wir eine Quelle überhaupt verwenden, ist es (insbesondere im wissenschaftlichen Kontext) wichtig, dass sie auch verlässlich ist. Nur dann ist es ratsam, mit ihr zu arbeiten und sie zu zitieren. Besonders bei Informationsquellen aus dem Internet ist es häufig nicht leicht zu erkennen, wie verlässlich die Informationen sind. In der Regel kann man sich für eine erste Einschätzung an der folgenden groben Aufteilung von typischen Quellen orientieren:1

Hohe Verlässlichkeit

  • Artikel aus Zeitschriften mit Peer-Review
  • Monographien und Buchkapitel
  • Kongressbeiträge
  • Beiträge anerkannter Enzyklopädien und Nachschlagewerke
  • Dissertationen
  • Habilitationsschriften

Mittlere Verlässlichkeit

  • Wikipedia-Artikel
  • Einträge auf privaten Homepages

Niedrige Verlässlichkeit

  • Private Homepages nicht-qualifizierter Autor:innen
  • Blogs z. B. von Privatpersonen
  • Einträge in sozialen Netzwerken
  • Beiträge in Diskussionsforen
  • Videos und andere multimediale Beiträge von wissenschaftlich nicht anerkannten Autor:innen oder Institutionen

Diese grobe Aufteilung zeigt zwar, bei welchen Quellen man besonders vorsichtig sein muss, sie ersetzt aber keine individuelle Beurteilung. Für eine Bewertung speziell von Internetquellen im Detail helfen die folgenden Kriterien und Fragen:2

Autor:in

  • Handelt es sich um eine Institution oder Privatperson?
  • Weisen Referenzen die Expertise des:der Autor:in aus?
  • Gibt es eine Kontaktadresse?
  • Sind andernorts mehr Infos über den:die Autor:in zu finden?

Quellen

  • Sind die Quellen vollständig angegeben?
  • Handelt es sich um vertrauenswürdige Quellen?

Aktualität

  • Wann wurde die Seite erstellt?
  • Wann war das letzte Update?
  • Sind die verlinkten URLs und Quellen aktuell und erreichbar?
  • Hat sich die Zieladresse geändert?
  • Sind die Links kommentiert oder bewertet?

Form

  • Liegt die Information in dem Format vor, das für mein Thema am besten geeignet ist?
  • Ist die Gliederung logisch?
  • Ist die Seite fehlerfrei und sorgfältig erstellt?
  • Erscheint Werbung auf der Seite und in welcher Form?
  • Gibt es Querverweise auf andere Quellen?
  • Wie einfach ist die Navigation?
  • Ist eine Suchfunktion für interne Recherche eingebaut?

Anbieter:in

  • Wer steht hinter einer URL?
  • Wer betreibt den Server?

Anspruch

  • Was ist das Anliegen des Textes bzw. der Seite?
  • Welche Aussage soll vermittelt werden?
  • Welche Interessen werden verfolgt?
  • An welches Publikum richtet sich die Seite?
  • Sind Ziel und Zweck erkennbar?
  • Ist die Seite finanzieller oder wissenschaftlicher Ausrichtung?

Erst wenn eine Quelle sich nach dieser Prüfung als wertvoll und verlässlich erweist, ist es auch sinnvoll, sie für die eigene Recherche zu nutzen und gegebenenfalls in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit richtig zu zitieren, zu paraphrasieren und anzugeben.



Literatur

1 Für die Darstellung wurden die Folien aus dem UB-Kurs «Datenbanken, Bibliografien, Fachportale: Recherchetechniken in der Geschichtswissenschaft» zum Thema «Evaluation», vorbereitet von Susanne Schaub Renaux für die Sitzung am 20.10.2020, verwendet.

1 Siehe ebd.