BEOBACHTEN
2.2
Fotografische Reise: Teil II
Bei den grossen Heiratszeremonien kommen hunderte von Verwandten und Bekannten des Paares zusammen.
Die Kanak bezeichnen heute mit dem Begriff coutûme, den sie aus der französischen Sprache entnommen haben, ihre Bräuche und Sitten. An Hochzeitszeremonien müssen bestimmte Regeln - coutûme - eingehalten werden. Die Hochzeit symbolisiert nicht nur die Vereinigung zweier Menschen, sondern es werden hier Allianzen zwischen den beiden Grossfamilien der Braut und des Bräutigams bestätigt oder geschmiedet.
Yam
Während der Zeremonie werden Ansprachen gehalten, in denen auf die Familiengeschichten und die bestehenden Beziehungen zwischen den anwesenden Familien hingewiesen wird. Ein wichtiger Faktor bei allen Hochzeitsfeiern bildet die Übergabe bestimmter Geschenke (z. B. in Kokosblätter verpackter Yam, Tücher, Matten, Geld) einer Familie an die andere. Bei diesem Gabentausch handelt es sich nicht um das Bezahlen eines Brautpreises, sondern um ein Mittel, die bestehenden Familienverbindungen zu bestätigen.
Patrilaterale Kreuzcousinen und -vettern Heirat
In bestimmten Gebieten Neukaledoniens – wie auch vielerorts in Melanesien – heiraten die Männer einer Gruppe die Frauen einer Partnergruppe, deren Männer wiederum die Frauen der ersten Gruppe heiraten. Da die Frauen an den Wohnsitz des Mannes ziehen, sprechen wir von einer patrilateralen Kreuzcousinen/-vettern Heirat. Heute wird oft von dieser Regel abgewichen, denn viele junge Kanak leben in der Stadt und finden dort Partner aus anderen Gegenden oder sogar von anderen Inseln.
Ae-ae Gesang
Bei Hochzeitszeremonien werden Ae-ae Gesänge vorgetragen. Der Text des Ae-ae Gesangs Tchamba besteht nur aus wenigen Worten, der Grossteil des Gesangs wird nur mit den Silben ae-ae-oui gesungen.
Geschichten
Auf den Inhalt dieses Gesangs angesprochen, antworteten die zwei Sänger fast zeitgleich. Der erste Sänger sagt: «Der Gesang handelt von geschichtlichen Ereignissen». Der zweite Sänger meint: «Der Gesang beschreibt unsere Gegend».