Navigation umschalten

2.3

Tanz Qat auf Vanua Lava

Vanua Lava

Sie sehen bestimmte Ausschnitte aus dem Tanz Qat der Insel Vanua Lava, in Norden von Vanuatu. Der gesamte Tanz dauert etwa eine Stunde.

Das wichtigste Element dieses Tanzes ist ein Lied, das nicht gesungen, sondern nur gedacht wird. In den folgenden Beispielen erfahren Sie mehr über diesen Tanz.

Tanz Qat



Tanz Qat, Sequenz I

Zu Beginn des Tanzes zeigt ein älterer Herr dem Percussionisten, wie schnell dieser die kleine Schlitztrommel schlagen soll (siehe auch Sequenz im Glossar).


Tanz Qat, Sequenz II

Durch eine Kopfbewegung gibt der Vortänzer dem Mann, der hinter ihm läuft, von Zeit zu Zeit ein Zeichen. Dieser übersetzt das Zeichen in ein akustisches Signal (meist Pfeifen). Das Signal zeigt allen Tänzern an, dass sie die Schritte wechseln müssen. Der ältere Herr ist die einzige Person, die dieses Lied kennt. Während des Tanzes denkt er das Lied – er summt es nicht und gibt auch sonst keinerlei Laute von sich. Er kann nicht gleichzeitig das Lied denken und die Tänzer dirigieren. Deshalb gibt er seinem Assistenten, der hinter ihm läuft, durch ein kurzes Kopfnicken zu verstehen, dass dieser nun den Tänzern ein akustisches Zeichen geben soll. Die Tänzer kennen weder das Lied noch dessen Inhalt. Sie wissen aber, bei welchem akustischen Zeichen die Schritte wie gewechselt werden müssen.


Die Funktion der Tanzinszenierungen

Das Lied beinhaltet zu viel ‹geheimes›, familieneigenes und auf Mythen zurückzuführendes Wissen, als dass es in der Öffentlichkeit gesungen werden könnte. ‹Geheimes Wissen› verleiht der Person, die es kennt, Prestige – aber nur dann, wenn sie die Möglichkeiten hat, auf ihr geheimes Wissen hinzuweisen.

Früher, vor der Ankunft der Missionare, organisierten sich die Männer der Banks-Inseln, zu denen Vanua Lava zählt, in einer Anzahl von unterschiedlichen Geheimbünden. Jeder Bund hatte sein eigenes esoterisches Wissen und seine eigenen Regeln. Es ist anzunehmen, dass dieser Tanz früher in Zusammenhang mit einem dieser Geheimbünde stand.

Lizenz

Universität Basel