TEXT UND VISUELLE ELEMENTE

2.2

Barrierefreies Textlayout

Ein Textdokument für Menschen mit Sehbehinderung barrierefrei zu layouten, ist grundsätzlich nicht schwierig; es gilt aber viele Einzelheiten zu beachten. Diese und die technischen Anleitungen dazu sind im Kapitel 4 angeführt. Hier vermitteln wir Ihnen die Grundsätze.

Formatvorlagen verwenden

Damit Ihr Dokument in Struktur und Aussehen barrierefrei wird, müssen Sie mit Formatvorlagen arbeiten. Die Gestaltung von Text durch Formatvorlagen ist ein Grundprinzip von Software. Sie finden sich darum in fast allen Programmen und funktionieren überall nach demselben Prinzip:


  • Formatvorlagen strukturieren ein Dokument, sodass ein Screenreader die verschiedenen Elemente wie Überschriften, Lauftext oder Bildunterschriften als solche erkennen und korrekt wiedergeben kann.
  • Mit Formatvorlagen können die Elemente jeweils als Gruppe formatiert und gestaltet werden.
  • Sie ermöglichen somit eine konsistente optische Gestaltung (Layout) nach Prinzipien der Barrierefreiheit.
  • Änderungen im Layout werden mit Formatvorlagen viel einfacher: Anstatt an jeder einzelnen Stelle das Layout anpassen zu müssen, nehmen Sie die Änderung nur in der Formatvorlage vor.

Alle hier folgenden Aspekte der Barrierefreiheit für Texte können Sie in den Formatvorlagen festlegen.


Schrift


  • Serifenlose Schriftarten wie Arial, Calibri oder Tahoma sind für Menschen mit Sehbehinderung besser lesbar als Schriften mit Serifen wie Times New Roman oder Garamond.
  • Am besten verwenden Sie nur die Schriftfarbe Schwarz, und zwar auf weissem Hintergrund. Dies bietet den besten Kontrast. Unbedingt vermeiden sollten Sie die Kombinationen Rot-Grün und Blau-Grün.
  • Ihr Text muss mindestens eine Schriftgrösse von 12 pt haben, die Überschriften können grösser sein. Am besten schreiben Sie schwarz auf weiss, da Menschen mit Sehbehinderung auf guten Kontrast angewiesen sind und auch eine allfällige Farbumkehrung so am besten funktioniert.
  • Screenreaders erkennen Sonderzeichen wie à oder > oft nicht. Verwenden Sie diese daher sparsam. Das Gleiche gilt für Abkürzungen wie vgl. oder s. und römische Zahlen. Verzichten Sie wenn möglich darauf.
  • Für die gendergerechte Sprache verwenden Sie am besten den Doppelpunkt: Dozent:innen und Student:innen. Der Screenreader liest dies korrekt als kleine Pause. Unterstriche oder das Sternchen werden dagegen als «Unterstrich» oder «Sternchen» gelesen.


Absatzformatierung


  • Der Zeilenabstand im Lauftext sollte 1,5 betragen. Abstände vor und nach Überschriften sollten grösser sein.
  • Vertikale Abstände, z. B. vor Überschriften oder als Absatztrennung, erzeugen Sie in den Formatvorlagen. Vermeiden Sie «Türme» von Absatzzeichen. Ein Abstand nach dem Absatz erleichtert das Lesen in Vergrösserung.
  • Horizontale Abstände sollten Sie wenn möglich vermeiden, da sie für Menschen, die in starker Vergrösserung lesen, schwierig zu navigieren sind (mehr dazu im Kapitel 5). Falls doch aus irgendeinem Grund ein horizontaler Abstand innerhalb einer Zeile nötig ist, erzeugen Sie diesen mit der Tabulatortaste. Vermeiden Sie lange Reihen von Leerzeichen.


Überschriften

Damit der Screenreader die Struktur eines Textes richtig erkennt, müssen hierarchische Überschriften verwendet werden. Bei Microsoft Word verwenden Sie am besten die vorformatierten Überschriften; diese werden vom Screenreader am besten verstanden. (Ihre Gestaltung müssen Sie allerdings anpassen, s. dazu Kapitel 4.3.)


Seitenformatierung

Die Seitenränder links und rechts dürfen nicht zu schmal sein, d. h. die Zeilen nicht zu lang. So können auch Menschen, die in starker Vergrösserung am Bildschirm lesen, richtig von Zeile zu Zeile springen. Für die Orientierung im Text ist es ausserdem hilfreich, wenn alle Zeilen ungefähr gleich lang sind.

Zudem:


  • Silbentrennung ausschalten
  • Seitenzahlen einfügen
  • Seitenumbrüche als Umbrüche einfügen
  • Einspaltiges Layout verwenden
  • Keine Textfelder verwenden.


Dark mode

Für Menschen mit Migräne, Cluster Headache oder anderen neurologischen Erkrankungen sind grelle weisse Hintergründe problematisch, weil sie Anfälle auslösen können. Wenn es in Ihrer Software möglich ist, sollten sie in diesem Fall Hintergrund- und Schriftfarbe anpassen (z. B. in einer Folienpräsentation) oder ein «Dark-Mode»-Layout definieren (für Websites). Ein dunkelgrauer Hintergrund mit einer hellgrau-weissen Schrift ist die beste Wahl.