Navigation umschalten

4.6

Raga Yaman

Der Raga, den Shahana für das Konzert spielt, heisst Yaman. Im Folgenden werden die Tonstufen, deren Stimmung und die Essenz und Struktur erläutert.

Der Raga Yaman besteht aus sieben festgelegten Tonstufen. Bei Raga Yaman unterscheidet sich die aufsteigende von der absteigenden Tonfolge. Arohana ist die Bezeichnung für aufwärts gespielte Tonfolge, Avarohana für abwärts gespielte Tonfolge. Die aufsteigende Folge besteht aus den Tönen C-E-Fis-Gis-A-H-C-D. Die absteigende Folge enthält (wenn man vom untersten Ton aus denkt, die Folge also umkehrt) die Töne D-E-Fis-Gis-A-H-C-D. Das tiefere D kann nur mit einem Abwärtsschritt, also in der absteigenden Reihe (Avarohana) erreicht werden. Er darf in der Aufwärtsbewegung nicht vorkommen.

Raga Yaman


Rasa

Jedem Raga wird eine Stimmung zugeschrieben, die als Rasa (Saft) bezeichnet wird. Für Raga Yaman ist die Stimmung romantisch und Raga Yaman wird in der ersten Hälfte der Nacht gespielt. Der Ausdruck Rasa steht einerseits für die Stimmung eines Raga, andererseits für die höchste Wirklichkeit im Sinne eines emotionalen Geschmacks und Freude. Im Film erklärt Shanana den Rasa des Yaman Raga. In der Tabelle finden Sie eine Aufstellung mit verschiedenen Zuordnungen.

Tabelle Zuordnungen


Essenz und Struktur

Shahana verwendet das englische Wort structure (Struktur). Sie bezieht sich damit auf etwas, was auch als Essenz bezeichnet werden kann. In Hindi verwendet man dafür die Worte Pakad oder Auchar. Diese spezielle Eigenschaft drückt das Gefühl des Raga aus, im Falle von Raga Yaman eine romantische Stimmung. Pakad (Auchar) muss nicht alle Töne des Raga beinhalten, aber sicher diejenigen, die für die Stimmung des Raga typisch sind. Im Raga Yaman kann das D nur in einem Abwärtsschritt von E aus erreicht werden - und nie von C aus. Deswegen unterscheiden sich die absteigende und die aufsteigende Tonfolge. Dies ist typisch für den Raga Yaman und so bedeutend für die Stimmung, dass dieses musikalische Charakteristikum bestimmend für Pakad (Auchar) wird.


Singen des Raga Yaman

Zur Essenz, dem Pakad (Auchar), gehört auch die Modulation einzelner Tonhöhen. Ein ästhetisches Ziel indischer Instrumentalmusik ist die Imitation des Gesangs. Mit der Stimme können einzelne Töne leicht gedehnt werden (Glissando). Dies ist auf der Sitar durch das Anspannen der Saite möglich und bei Flötenmusik durch die leichte Verstärkung des Luftdrucks oder das Drehen der Querflöte. Die Dehnung einzelner Töne auf Musikinstrumenten imitiert das Singen. Shahana singt den Pakad des Raga Yaman. Jedem Ton eines Raga wird eine bestimmte Silbe zugeordnet (eine Art solfège-System). Diese Silben heissen in der Aufwärtsfolge: Sa (Shadj), Ri (Rishabh), Ga (Gandhara), Ma (Madhyam), Pa (Pancham), Dha (Dhaivat), Ni (Nishad).

Vergleichen Sie die gesungene und die auf der Sitar gespielte Version mit der Struktur des Raga Yaman. Beachten Sie, wie nahe die Sitar durch die Dehnung der Saiten an die Imitation des Gesangs kommt.

Lizenz

Universität Basel