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4.5

Raga

Ein Raga bezieht sich auf eine Gruppe von Tönen, die durch ihre Intervalle, ihre festgelegten Spielweisen und Verzierungen eine emotionale Stimmung aufbaut. Mit diesem Tonvorrat improvisieren die Musiker während eines Konzerts.

Die Anzahl der Töne ist nicht für alle Raga dieselbe. Alle Tonhöhen beziehen sich auf den Grundton des Raga, der nicht nach einer genormten Frequenz (Kammerton) bestimmt wird. Ein Raga kann nicht als Tonleiter im Sinne einer europäischen Musiktheorie verstanden werden. Ein Raga besteht aus bestimmten - oft sieben - Tönen (Svara). Der Grundton (Sa) und die Quinte (Pa) sind unveränderlich, die restlichen Töne (Svara) stehen in unterschiedlichen Intervallen inklusive Mikrotonabständen (Sruti) zueinander.

Sruti

Die Inhalte der ersten schriftlichen Aufzeichnungen der Vorgänger der indischen Kultur, die Veden und Upanischaden, sollen von den Weisen in Trance gehört worden sein. Das Sanskrit Wort Sruti, das dieses akustische Vernehmen und Aufnehmen im Trancezustand bezeichnet, wird auch in der Musik verwendet und bezieht sich auf die kleinsten Intervalle der indischen Musik. Die Oktave wird in 22 Sruti unterteilt.

Anzahl Raga

Über die Jahrhunderte sind tausende von Raga entstanden. Heute werden etwa noch 300 davon verwendet, darunter solche, die sehr häufig in Konzerten gespielt werden (z.B. Yaman) und andere, die sehr selten gespielt werden. Sie finden hier drei notierte Raga. Die von der temperierten Stimmung abweichenden Tonhöhen werden in der Transkription durch die Anzahl Cent (c) und die Richtung (- = abwärts, + = aufwärts) angegeben. Bei Raga Puravi und Raga Yaman (der im kommenden Schritt erklärt wird) unterscheiden sich die aufsteigenden von den absteigenden Tonreihen. Die Stimmung wird jeweils durch ein entsprechendes Bild angegeben. Diese Bildbeschreibungen stammen aus verschiedenen Quellen zur klassischen Musik Indiens.



Notation, Raga Lalita «Lalita, jung und schön, trägt ein Halsband aus siebenerlei Blüten. Ihre Augen sind länglich wie die Blütenblätter des Lotus. Noch angetan mit einem Gewand für ein Schäferstündchen, seufzt sie in der Morgendämmerung, besiegt durch das Schicksal».

Raga Bhupala

Bhupala (am Vormittag): «Ich sehe Bhupala sehr bequem auf dem Thron des Löwen sitzen, umgeben von zahlreichen Verwandten. Junge Frauen mit Gazellenaugen fächeln ihm mit einem Fliegenwedel Luft zu.»

Notation, Raga Puravi Puravi (gegen Ende des Tages): «Trunken von Wein und Eitelkeit hetzt Puravi rastlos hin und her wie eine Hirschkuh. Ihr mondfarbiger Körper ist in ein leichtes, golddurchwirktes Gewand gehüllt. Sie hält einen Weinpokal in der Hand, auf dem ein Papagei sitzt. Der Kopf ihres Liebhabers ruht auf ihrem Busen.»

Lizenz

Universität Basel