BEOBACHTEN
2.1
Die Geschichte des Alphorns
Ursprünge des Alphorns
Lange Trompeten, die weder Ventile noch eine andere Mechanik für die Tonveränderung besitzen, wurden im europäischen Gebiet schon bei den Kelten, Etruskern, Römern, Germanen und anderen Ethnien nachgewiesen. Diese oft als Signalinstrument im Krieg verwendeten Hörner waren meist aus Metall. Das Alphorn als Hirteninstrument in den Alpen ist hingegen aus Holz. Seine Geschichte ist durch Beschreibungen und Abbildungen seit mehreren hundert Jahren gut belegt.
Unspunnenfest
In der Schweiz wurde das Alphorn aufgrund privater Initiative im Kontext der Unspunnen-Feste ab Beginn des 19. Jahrhunderts vor der Vergessenheit bewahrt. Aber erst in den 1960er und 1970er Jahren stieg das tatsächliche Interesse der Schweizerinnen und Schweizer an diesem Instrument, sodass es zum Schweizer ‹Volksinstrument› wurde.
Eidgenössischer Jodlerverband
Um fremden Einflüssen auf die schweizerischen Traditionen entgegenzuwirken, gründeten Volkskulturinteressierte im Jahr 1910 den Eidgenössischen Jodlerverband (EJV), der sich für die Erhaltung, Pflege und Förderung von Jodelgesang, Alphornblasen und Fahnenschwingen einsetzt. Der Verband zählte 2014 über 20’000 Mitglieder. Davon sind etwa 2’000 Alphornbläser. Hinzu kommt wahrscheinlich eine noch grössere Zahl von Alphornbläsern, die nicht Mitglieder im EJV sind. Fazit: es gab noch nie so viele Alphornbläser und Alphornbläserinnen in der Schweiz wie heute.
Anfänge des Alpentourismus
Im 19. Jahrhundert brachte der aufkommende Alpentourismus den Alphornbläsern ungeahnte Verdienstmöglichkeiten. Das Bild zeigt eine Sängerfamilie mit Alphornbläser, die für einen Touristen musizieren. Im Hintergrund sind die Giessbachfälle beim Brienzersee zu erkennen.
Swissness
Das Alphorn wird heute als das schweizerische Musikinstrument schlechthin verstanden, obwohl schon vor einigen hundert Jahren auch in Teilen Österreichs und Bayerns Alphörner gespielt wurden.
Die Länge des Alphorns
Waren früher die Alphörner unterschiedlich lang und hatten eine individuelle Form (gemäss des Baumstammes, der zum Alphorn umfunktioniert wurde), so werden etwa seit den 1960er Jahren Alphörner mit festgelegter Länge und somit mit festgelegtem Grundton gebaut. Erst dadurch wurde das mehrstimmige Spiel in Alphorn-Ensembles möglich. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zur ursprünglichen Funktion des Alphorns, mit dem als Soloinstrument die Kühe angelockt oder Signale von Alp zu Alp oder von der Alp ins Tal gesendet wurden.
Moderne Alphörner
Die meisten Instrumente werden in der Schweiz mit dem Grundton Fis hergestellt und müssen somit eine Länge von ca 3.4 Meter aufweisen. Auf Wunsch können Instrumente mit anderen Grundtönen und entsprechend anderer Länge hergestellt werden. Das Holz einer Fichte, die auf ca. 1’500 Meter über Meer gewachsen ist, gilt als das ursprüngliche und beste Material für Alphörner. Doch auch hier gab es in den letzten Jahren neue Entwicklungen, und es werden heute Alphörner aus Carbon hergestellt, die in kürzere Teile zerlegt und ineinander geschoben werden können. Das vereinfacht den Transport des Instruments.
Mundstücke
Ein Alphorn wird meistens durch ein hölzernes Mundstück angeblasen. Ein Alphornbläser kann dabei aus unterschiedlichen Formen, Innendurchmessern und Holzarten sein bevorzugtes Mundstück auswählen.