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2.1

Fotografische Reise

Selonding

In mehrmonatiger Arbeit wurde in den Jahren 1972 und 1973 in der Dorfschmiede des Dorfes Nyuhtebel eine profane Nachbildung eines normalerweise ‹sakralen›, eisernen Klangplatten-Ensembles Selonding hergestellt. Diese profane Selonding-Nachbildung kann von Fremden berührt, gespielt und gefilmt werden.

Selonding


Musiker

Das balinesische Dorf Tenganan Pageringsingan besitzt drei jeweils aus vierzig unterschiedlich gestimmten eisernen Aufschlagplatten bestehende Selonding-Ensembles. Jedes Ensemble wird von vier bis sechs Musikern mit je zwei Hämmern gespielt. Die Ensembles können aber nicht gemeinsam gespielt werden.

Musiker


Aufbau

Entweder vier oder acht Aufschlagplatten hängen an Schnüren befestigt frei über den Holzresonatoren. Die gestimmten Klangplatten eines Ensembles erreichen einen Ambitus von dreieinhalb Oktaven. In der folgenden Grafik sehen Sie die Aufteilung der Eisenplatten auf die Resonatoren mit Angabe der Namen und Tonhöhen jeder Platte. Es handelt sich hier um das Selonding-Ensemble tĕmu kĕlod.

Aufbau

Anordnung der Töne des Selonding-Ensembles tĕmu kĕlod (Ramseyer 2002:197).


Heptatonik oder Siebentonsystem

Im Siebentonsystem der Selonding, das auf religiöse Gesänge Kidung zurückgeht, sind nicht alle Töne gleichberechtigt. Jeder der sieben Töne kann als Ausgangston für pentatonische Stücke gelten. Diese pentatonischen Melodien können aber um einen oder zwei Zusatztöne erweitert werden.

Siebentonsystem


Rituale

Die sakralen Ensembles und deren Musik werden zu bestimmten Zeiten im Jahr gespielt und sind für den musikalischen Teil des rituellen Programms mit Opferhandlungen und Tänzen verantwortlich. Je nach Gelegenheit werden die Instrumente eines Ensembles neu zusammengestellt, es müssen nicht immer alle Instrumente eingesetzt werden.

Rituale


Reinigung

Damit die sakralen Ensembles ihre Kraft behalten und ihre rituelle Funktion erfüllen können, sind sie mit zahlreichen Tabus belegt. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie von Aussenstehenden nicht berührt werden dürfen. Passiert dies dennoch, verlieren sie ihre spirituelle Kraft. Um diese wiederherzustellen, müssen sie in einer aufwändigen Zeremonie rituell gereinigt werden.

Reinigung


Herstellung

Ein Eisenbarren wird vom Schmied in der Esse erhitzt. Daraus schmiedet er eine Klangplatte für die profane Selonding-Nachbildung. Wenn es sich um die Herstellung eines sakralen Selonding-Ensembles handelt, wird der ganze Herstellungsprozess von rituellen Handlungen und Opfergaben begleitet.

Herstellung 1

Nach dem Erhitzen des Eisenbarrens wird dieser vom Schmied und seinen Gehilfen auf einem Amboss durch kräftiges Hämmern zu einer Klangplatte geschmiedet. Da Eisen nur in einem bestimmten Temperaturbereich schmiedbar ist, muss das Erhitzen und Hämmern häufig wiederholt werden.

Herstellung 2

Die letzten Schmiedegänge bestimmen die Klangqualität der Platte. Dies erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

Herstellung 3


Stimmen

Ein erfahrener und vom Dorfrat gewählter Spezialist (Jurugambel) gibt auf einem Bambusxylophon den Ton an, auf den der Schmied die Klangplatte stimmen muss. Die vier Klangplatten des Bambusxylophons hat der Spezialist zuvor kontrolliert und präzise gestimmt.

Stimmen


Herstellung der Lederschnüre

Die Lederschnüre werden mit einem Messer von Hand geschnitten. Am fertigen Instrument laufen sie über Holzstege und an ihnen hängen die einzelnen Klangplatten.

Herstellung Lederschnüre


Resonatoren

Die Resonatoren (Telawah) sind aus dem schweren, rötlich-gelben Holz des Nangka-Baumes (Artocarpus integrifolia, auch bekannt als A. heterophyllus) hergestellt. Je nach Art der darüberliegenden Platte werden die Resonanzräume verschieden tief ausgehöhlt. Die Resonatoren bleiben ansonsten unverziert.

Resonatoren


Einweihung

Der fertige Selonding muss vor dem ersten Spiel rituell gereinigt und geweiht werden, auch wenn es sich bei dieser Nachbildung nicht um ein ‹sakrales› Ensemble handelt.

Einweihung

Während der Einweihung des neuen Ensembles werden spezielle Tänze aufgeführt. Die Bewegungen der Tänzerinnen nehmen Bezug auf Geschehnisse, die durch Mythen überliefert sind.

Einweihung 2



Literatur

Ramseyer, Urs (2002): Kunst und Kultur in Bali, Basel: Schwabe Verlag, 2002.

Lizenz

Universität Basel